Andreas Weidemann: Als IG Metall haben wir schnell und umfassend auf die Corona Pandemie reagiert. Wir haben unsere Arbeit auf digitale Formate umgestellt und konnten so die Arbeit in den Betrieben optimal unterstützen. Ob digitale Betriebsrats-Info oder VK-Sitzung. Wir waren jederzeit handlungsfähig und unsere digitalen Angeboten werden sehr gut angenommen und für ihre Professionalität geschätzt. Trotzdem freuen wir uns, wenn wir uns endlich wieder in Präsenz versammeln können. Die Auswirkungen von Corona auf die Arbeit in den Betrieben und die Beschleunigung der strukturellen Brüche sind hingegen alles andere als erfreulich. Ob MAN, Siemens oder Conti Temic. Viele Betriebe versuchen die Krise zu nutzen, um auf Kosten der Beschäftigten ihre Profite zu steigern, anstatt mit Beschäftigungssicherung die Krise zu überbrücken. Verantwortung sieht anders aus! Zum Glück hatten wir noch vor dem Lockdown unsere Organisationswahlen erfolgreich abgeschlossen. Unsere gut 1100 Vertrauensleute aus 26 Wahlkreisen waren eine starke Basis, um erfolgreich in die betrieblichen Auseinandersetzungen zu gehen!
A.W.: Wir wollen die Einkommen stärken, Beschäftigung sichern und die Transformation gestalten - mit und für die Beschäftigten. Für die Arbeitgeber stehen mal wieder nur die Kosten im Vordergrund. So fordern sie die Möglichkeit für automatische Differenzierung der tariflichen Leistungen bei wirtschaftlichen Schieflage. Das geht gar nicht! Da machen wir nicht mit. Wenn es Abweichungen braucht, dann nur nach Verhandlungen mit der IG Metall, der Vorlage wirtschaftlicher Zahlen und Beteiligung der IG Metall Mitglieder. Hier sehe ich erhebliches Konfliktpotenzial. Doch wir sind vorbereitet. Der beste Beweis unser Menschenketten mit über 3000 Teilnehmern in der Nürnberger Südstadt. Wir können Tarif - auch während Corona!
A.W.: Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation sind wir glimpflich durch das Jahr gekommen. Wir haben viele neue Kolleginnen und Kollegen durch unser Krisenmanagement von der IG Metall überzeugen können. Das hat uns sehr geholfen, um die Mitgliederzahl trotz Corona einigermaßen stabil zu halten. Diesen Schwung wollen wir in Jahr 2021 mitnehmen. Wir werden die Tarifrunde und die betrieblichen Themen nutzen, um in den Betrieben stark zu bleiben. Außerdem tragen unsere Erschließungsbemühungen weiter Früchte. Wir gewinnen vermehrt Angestellte und Ingenieure als Mitglieder für die IG Metall. Daran wollen wir weiter anknüpfen. Breit aufgestellt sind wir stärker!
A.W.: Natürlich werden Corona und die wirtschaftlichen Folgen unsere Arbeit weiter bestimmen. Doch auch die Transformation, die Bundestagswahl oder die Klimakrise werden dieses Jahr bestimmende Themen bleiben.