Verschiedene Ereignisse und Trends stellen das seit den 1990er Jahren entwickelte System der „Hyperglobalisierung“ zunehmend in Frage. Zu nennen sind hierbei
- Die hochgradige Arbeitsteilung und Abhängigkeit von einzelnen Ländern und Regionen wird zum Risiko für Wertschöpfung und Beschäftigung besonders in Europa
- Hierbei wirken zum Teil politische Faktoren (Ukraine-Krieg, Energieabhängigkeit als Waffe, Konkurrenz USA/China/Europa), zum Teil geht es um Folgen hochgradiger Spezialisierung und Kostenoptimierung der Konzerne
- Parallel kommt das Globalisierungsparadigma seitens der klimapolitischen und generell ökologischen Notwendigkeiten unter Druck
Gerade für Deutschland als europäisches Land mit einem immer noch sehr hohen Industrieanteil an Wertschöpfung und Beschäftigung stellen sich damit Fragen nach einem „Geschäftsmodell“, das auch unter den ggfs. stark veränderten politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen eine sozial und ökologisch tragfähige Entwicklung ermöglicht.
Die IG Metall hat diese Dynamik und die Herausforderungen unter dem Begriff Transformation bereits seit mehreren Jahren thematisiert und diverse Konzepte entwickelt, um auf betrieblicher und politischer Ebene maßgeblich Einfluss auf diesen Prozess nehmen zu können. Gab es vor einigen Jahren noch Stimmen, die sich einen weitgehenden Abschied von industrieller Fertigung vorstellen konnten, scheint es inzwischen einen starken Konsens zu geben, dass Politik auch die Aufgabe hat, Einfluss zu nehmen auf die künftige Struktur der industriellen Wertschöpfung als zentrales Element auch politischer Souveränität.
Offensichtlich ist also, dass es angesichts der Herausforderungen und „Bedrohungen“ eine starke Zunahme politischer Interventionen in den Prozess der künftigen Arbeitsteilung geben wird bzw. bereits gibt.
Dabei stehen aktuell energie‐ und klimapolitische sowie rohstoffpolitische Fragen stark im Fokus. Es geht aber auch um andere technologische Bereiche wie Halbleiter, Datenplattformen, Satellitentechnik u.a.m. Über die konkrete Form der politischen Intervention gibt es indes ebenso keinen Konsens wie bei der Frage, welchen Stellenwert hierbei beschäftigungspolitische, soziale und Mitbestimmungsthemen haben werden.
Die Veranstaltung der IG Metall auf der Messe soll dabei aktuelle Kontroversen und Planungen ebenso deutlich machen wie unsere Ansprüche an die soziale Ausgestaltung der Umbrüche auf politischer und Unternehmensebene.
Programmablauf
9.30 Uhr: Begrüßung/thematische Einführung: Thorsten Gröger, Bezirksleiter IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen‐Anhalt
9.40 Uhr: Prof. Jens Südekum : Die Energiepreiskrise – Totengräber des bisherigen oder Geburtshelfer eines neuen Wirtschaftsmodells?
10 Uhr: Michael Kellner, Staatssekretär BMWK : Mehr Souveränität? – Zentrale Handlungsfelder einer neuen Industrie‐ und Handelspolitik
10.30 Uhr: Nachfragen/Diskussion
11 bis 12 Uhr: Diskussionsrunde mit
- Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall
- Prof. Jens Südekum, Universität Düsseldorf
- Vertreter Unternehmensverband (z.B. NE-Metalle): No-Future für energieintensive Industrien in Deutschland?(angefragt)
- Michael Kellner, Staatssekretär Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
- Bernd Lange, MdEP, Vorsitzender des Handelsausschuss im Europäischen Parlament